Rein nach Definition ist ein Restaurant ein gehobenes Gasthaus. Das bedeutet wiederum, dass ein Gasthaus nicht dieselben Standards wie ein Restaurant erfüllt und in erster Linie nur dem Verzehr von Speisen und Getränken dient. Hunderte Gasthäuser in ganz Wien erfüllen genau diesen Zweck. Aber neben der Verköstigung hat das Gasthaus in Wien auch eine ganz spezielle gesellschaftliche Funktion. Man trifft sich, man unterhält sich. Man isst und trinkt zusammen.
Obwohl die Wienerinnen und Wiener auf den ersten Blick manchmal etwas grimmig erscheinen, so sind sie doch sehr gemütliche Zeitgenossen, die gerne einmal länger im Gasthaus sitzen bleiben. Die Zahl der traditionellen Gasthäuser in Wien hat sich in den letzten Jahren zwar stark verringert. Doch dennoch gibt es noch einige, die man unbedingt einmal besucht haben muss. In Wien nennt man ein Gasthaus oder Wirtshaus übrigens auch „Beisl“.
Wo finde ich ein gutes Gasthaus in Wien?
In dieser Frage scheiden sich die Geister. Wohl jeder Wiener und jede Wienerin hat einen Tipp, wo sich das beste Gasthaus der Stadt befindet. Die Antwort auf diese Frage ist also nicht sehr einfach, aber wir können es versuchen. Was für Italiener eine Trattoria ist oder für Franzosen ein Bistro, das ist für den Wiener das Gasthaus. Grundsätzlich gibt es das Gasthaus in Wien in zwei Ausführungen:
- Urig
- Leicht modernisiert
Eines ist aber immer gleich: Ein Wiener Gasthaus hat eine ganz spezielle Atmosphäre. Das kann mehrere Gründe haben. Möglicherweise weil die Inneneinrichtung schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel hat. Oder aber auch, weil man in Österreich noch bis zum 1. November 2019 in Lokalen rauchen durfte.
Ein Wiener Gasthaus, was sich gut und gerne als Institution bezeichnen kann, ist das „Grünauer“ in 1070 Wien. Dieses Gasthaus existiert seit den 1950-er Jahren und bietet den Gästen neben den traditionellen Gerichten wie Schnitzel und Gulasch auch speziellere Speisen wie beispielsweise Lammbeuschel. Ein weiterer Tipp ist beispielsweise das Gasthaus „Zum Roten Bären“. Dort bekommt man typisch österreichische Küche wie Kalbsbutterschnitzel, Backfleisch oder Schmorbraten auf den Teller.

Gasthaus in Wien: Mehr als nur Bier
Gemeinhin wird ein Gasthaus (oder Beisl) in Wien mit einem Getränk verbunden: Bier. Tatsächlich gibt es sehr viele Menschen, die nur zur flüssigen Konsumation und der Gesellschaft in ein Gasthaus kommen. Vor allem in Wien gehört das berühmte Feierabend-Bier vielerorts schon fast zum guten Ton. Dies liegt auch daran, dass Österreich eine ganz besondere Bierkultur besitzt, die von Gästen aus dem In ,- Ausland sehr geschätzt wird. Ein gutes Gasthaus zeichnet aber nicht nur gutes Essen und (kaltes) Bier aus.
Vielmehr ist das Wiener Gasthaus ein Kultort. Eine Institution. Hier wird zum Teil die Welt neu erfunden oder aber die Wiener gehen einer ihrer Lieblingsbeschäftigungen nach: dem Jammern. Für viele Menschen ist das Wiener Gasthaus die einzige Möglichkeit, sich längere Zeit ein wenig zu sozialisieren. Das gilt vor allem für ältere Menschen. Berühmt, aber auch berüchtigt ist der sogenannte Frühshoppen. Bei diesem Ereignis treffen sich ältere Männer am Sonntagvormittag in Gasthäusern und trinken Bier oder Weißwein. Meistens gibt es auch eine musikalische Untermalung dazu, damit das Ereignis ein richtiges Ausgeh-Feeling bekommt. Normalerweise haben die Männer dann die Pflicht, zum Mittagessen wieder zu Hause zu sein. Allerdings soll es in Wiener Gasthäusern durchaus vorkommen, dass der ein oder andere Schluck Bier erst nach 12:00 getrunken wird.
Wiener Gasthäuser gibt es in jedem Wiener Bezirk, in jeder großen Straße und in allen möglichen Ausführungen. Das Wunderbare an diesen Gaststätten ist auch, dass jedes einzelne Wiener Wirtshaus ihre eigene Geschichte und ihren eigenen Charme hat. Viele existieren in der aktuellen Konstellation schon seit Jahrzehnten. Andere haben erst vor ein paar Monaten oder Jahren eröffnet. Vermutlich gibt es nur wenige Städte auf der Welt, wo das Gasthaus einen dermaßen hohen Stellenwert hat, wie in Wien.

Heurige in Wien: Die andere Form des Gasthauses
Eine traditionelle Form der Gasthäuser sind die sogenannten Heurigen. Grundsätzlich ist ein „Heuriger“ ein Wein der letzten Lese. In Österreich werden aber Gasthäuser als Heurige bezeichnet, die vor allem Wein ausschenken. Im Gegensatz zu einer Buschenschank dürfen Heurige einerseits das ganze Jahr geöffnet haben und andererseits auch warme Speisen servieren. Neben der Steiermark, dem Burgenland und Niederösterreich findet man vor allem in Wien viele solcher Heurige, die genauso gemütlich und empfehlenswert wie Wiener Gasthäuser sind. Ein Unterschied ist allerdings, dass man in einem Gasthaus in Wien eine größere Auswahl an Speisen und Getränken hat wie in einem Heurigen. Das soll das Erlebnis aber keinesfalls schmälern. Beim nächsten Wien-Besuch können Sie sich am besten selbst davon überzeugen ob wir zu viel versprochen haben, oder nicht.